Seit Gründung der „Generalschmelzadministration“ im Jahre 1710 durch August den Starken (1694-1733) mussten alle im oberen Erzgebirge abgebauten Silbererze zur Verhüttung zentral nach Freiberg gebracht werden – wohlgemerkt mit Pferdefuhrwerken. Um diesen Transportaufwand zu verringern und den Bergbau dadurch wieder rentabler zu machen, veranlasste Oberberghauptmann Sigismund August Wolfgang von Herder (1776-1838) den Bau einer Schmelzhütte im westlichen Erzgebirge. Als Standort wurde 1825 die Mündung des Halsbachs in das Schwarzwasser zwischen Erlahammer und Breitenhof gewählt – eine vordem „öde, beinahe unwegsame Wildniß“, wie es in der Chronik heißt.
Die „Königlich Sächsische Antons-Silber-Schmelz-Hütte“, benannt nach dem damaligen Sachsenkönig Anton dem Gütigen (1827-1836), bestand aus drei – ganz im Stile der Neogotik gehaltenen – Gebäuden: dem Huthaus als Verwaltungs- und Wohngebäude, dem Erzhaus als Lagerhaus mit der Erzankaufsanstalt und dem Labor sowie dem Schmelzhaus mit den Öfen. Die Ausstattung der Hütte war großzügig angelegt und auf dem damals neuesten technologischen Stand.
Heute Weltkulturerbe: Das legendäre „Schwarzenberggebläse“
So konstruierte Maschinendirektor Christian Friedrich Brendel (1776-1861) für die Luftversorgung der Schmelzöfen ein gusseisernes Zylindergebläse, das als „Schwarzenberggebläse“ in die Technikgeschichte einging.
Das für die Antonshütte konstruierte dreizylindrige Gebläse war in seiner Größe und Leistungsfähigkeit bis dahin einmalig: Es lieferte bei 10,5 Spielen pro Minute zeitgleich 45,5 Kubikmeter Frischluft. Die 33 Tonnen schwere Maschine wurde durch ein Wasserrad mit einem Durchmesser von 6 Metern angetrieben. Der Leistungsbedarf von 14 PS wurde durch einen eigens neuangelegten 3,5 km langen Kunstgraben sichergestellt, der das nötige Aufschlagwasser heranführte – und bis auf den heutigen Tag zur Stromerzeugung dient.
Doch auch in seiner optischen Gestaltung setzte Brendel mit dem „Schwarzenberggebläse“ Maßstäbe: Die Zylinder stehen auf einem schlanken verzierten Gestell aus zwölf hohlgegossenen Säulen in antiker Formensprache, das von neogotischen Maßwerkselementen stabilisiert wird. Es ist damit eines der frühesten und markantesten Beispiele für Design im Maschinenbau.
Zwischen 1862 und 1925 kam das „Schwarzenberggebläse“ nochmals auf der Halsbrücker Hütte bei Freiberg zum Einsatz. Heute steht es auf der Halde der Grube „Alte Elisabeth“. Seit Juli 2019 gehört das „Schwarzenberggebläse“ als Teil der Montanregion Erzgebirge/Krušné hory zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Goethe und ein Fest mit tausenden Gästen
Zur feierlichen Einweihung der Antonshütte am 4. Juli 1831 hatten sich „tausende Menschen aller Stände“ versammelt. Oberberghauptmann von Herder gab unter Pauken- und Trompetenschall den ersten Trog zur Beschickung der Öfen auf und äußerte die Hoffnung, dass durch die Hütte „das Wohl der obergebirgischen Bewohner […] auf Jahrhunderte hinaus gesichert“ sei. Seinem Patenonkel Goethe berichtete er in einem Brief von der neuen Hütte, worauf dieser ihm anerkennend schrieb, es handele sich um ein „wohlüberdachtes und zweckmäßiges Unternehmen“.
Silberhoffnung und Waldsterben
In den ersten beiden Betriebsjahren verarbeitete die Hütte ca. 31.000 Zentner Erz zu 36,5 Zentnern Silber, 90 Zentnern Kupfer und 3.043 Zentnern Blei. Auf Dauer erfüllten sich die in die Hütte gesetzten hohen Erwartungen allerdings nicht. Das Oberbergamt klagte 1833: „Die Menge der Erze, die zur Antonshütte geliefert werden, reicht nicht aus, die Hütte genügend zu beschäftigen.“
1853 wies die Forstakademie in Tharandt auf die Schädigung junger Fichten und Kiefern durch den Rauch der Hütte hin: Bei einer Untersuchung der Bäume und des sie umgebenden Erdreichs wurden Bleiverbindungen nachgewiesen. 1855 machte der Schwarzenberger Forstmeister auf schwere Waldschäden aufmerksam, deren Ursache die giftigen Hüttendämpfe waren. 1857 teilte das Finanzministerium dem Oberbergamt mit, dass es wegen der beträchtlichen Rauchschäden und der geringen Erzlieferungen beschlossen habe, den Betrieb der Hütte vorerst einzustellen. Im Mai 1858 wurde der Hüttenbetrieb endgültig aufgegeben, nicht zuletzt weil ein Hochwasser die Gebäude teilweise schwer beschädigt hatte.
Zweite Chance: Papierfabrik
1865 kaufte der Papierfabrikant Franz Eduard Weidenmüller (1819-1892) die Anlagen der Antonshütte samt ihrer Wasserkraft für knapp 23.000 Taler. Aus der Holzschleiferei, die von 1867 bis 1884 getrockneten Holzschliff an andere Betriebe lieferte, entwickelte sich in den Folgejahren eine eigene Papierfabrik, die der mittlerweile in Antonsthal umgetauften Ortschaft eine rasante Entwicklung zu einem typisch westerzgebirgischen Industriedorf bescherte. Werner Bräunig nahm es als Vorlage für seinen (posthum veröffentlichten) Roman „Rummelplatz“. Nach dem Krieg wurde der Betrieb 1946 Volkseigentum und in den 1970er Jahren in das Kombinat Vereinigte Papier- und Kartonfabriken Niederschlema eingegliedert. 1990 wurde es unter dem Namen Dresden Papier AG privatisiert, die den Standort Antonsthal 1994 aufgab und den Großteil der Betriebsanlagen abriss, so auch das stark umgebaute Schmelzhaus und das aufgestockte Erzhaus.
Heute: Öffentliches Kulturdenkmal
Von der 1972 unter Denkmalschutz gestellten Antonshütte ist heute neben dem „Schwarzenberggebläse“ und dem Kunstgraben noch immer das Huthaus mit der alten Schichtglocke erhalten, das vom Verein „Königlich Sächsische Antonshütte e.V.“ betreut wird.